Sta­ti­on 8: Kohlenstraße

Im Zuge der beschei­de­nen Indus­tria­li­sie­rung Witt­gen­steins ab dem 18. Jahr­hun­dert begann auch der Han­del auf­zu­blü­hen, neue Sied­lun­gen und Dör­fer ent­stan­den oder ver­fes­tig­ten sich. Zum Waren­trans­port dien­ten Wege wie die­ser hier, auf dem zwar auch Eisen­erz bzw. Roh­ei­sen, vor allem aber Holz­koh­le beför­dert wur­de. Die Ber­le­bur­ger Koh­len­stra­ße, auf der Sie sich hier befin­den, star­te­te in Neu­as­ten­berg, einem der frü­he­ren „Höhen­dör­fer“ Witt­gen­steins am Rot­haar­kamm. Von dort quer­te sie ganz Witt­gen­stein von Nord­ost nach Süd­west und führ­te wei­ter ins Siegerland.

In den wei­ten Buchen­wäl­dern Witt­gen­steins wur­de sei­ner­zeit auf Betrei­ben der Lan­des­her­ren zwi­schen „Wal­pur­gis“ (30. April) und „Michae­lis“ (29. Sep­tem­ber) tüch­tig und reich­lich Holz­koh­le in Koh­len­mei­lern (Sta­ti­on 3) her­ge­stellt. Nur in die­sen Mona­ten konn­te man davon aus­ge­hen, eini­ger­ma­ßen tro­cke­nes Kohl­holz zu erhal­ten und die Eder bei einer Furt in Berg­hau­sen ohne grö­ße­re Gefahr zu durch­fah­ren. Die Berg­rü­cken, über die sich die Koh­len­stra­ße sonst im Wesent­li­chen zieht, boten einen hin­rei­chend tro­cke­nen Trans­port­weg, auf dem die Holz­koh­le zu den Abneh­mern, Schmelz­öfen und Ham­mer­wer­ken im west­lich gele­ge­nen Sie­ger­land trans­por­tiert wurde.

Fuhr­mann, Pferd und ein­ach­si­ger Kar­ren waren für sol­che Distan­zen oft mehr als einen Tag unter­wegs. Wo näch­tig­ten sie? Vor Ihnen liegt das Dorf Bir­ke­fehl, das, wie wir wis­sen, spä­tes­tens seit dem 16. Jahr­hun­dert besie­delt war. Man hat aber Grund zur Annah­me, dass Fuhr­leu­te nicht in Dör­fern wie die­sem über­nach­te­ten. Sie hiel­ten viel­mehr – heu­ti­gen Auto­bahn­rast­stät­ten gar nicht so unähn­lich – an Kar­ren­plät­zen auf der Stre­cke, dort, wo es auch Was­ser und Wei­de für die Zug­tie­re gab und man sich gegen­sei­tig Schutz bot.

Ziel waren Orte wie die Win­ter­ba­cher Eisen­hüt­te zwi­schen Hil­chen­bach-Dah­l­bruch und Hil­chen­bach-Müsen, hier kurz vor ihrer Still­le­gung 1907. Hier stand der letz­te Holz­koh­le­hoch­ofen des Sie­ger­län­der Revie­res.
(Foto: Urhe­ber unbe­kannt; Archiv Alten­berg & Stahl­berg e.V. Müsen)
Aus­schnitt des Ver­laufs der Ber­le­bur­ger Koh­len­stra­ße.
(Gra­fik: Bernd Strem­mel und Manu­el Zei­ler auf Grund­la­ge von Geo­ba­sis­da­ten NRW©)

Für Kin­der

Ihr geht gera­de ein Stück auf einem Weg, der schon im 16. Jahr­hun­dert, also vor mehr als 400 Jah­ren genutzt wur­de. Auf die­ser Stra­ße hat man Holz­koh­le trans­por­tiert, die hier in den Wäl­dern her­ge­stellt wur­de. Die Holz­koh­le wur­de dann mit Kar­ren, die von einem Pferd gezo­gen wur­den, zum Bei­spiel in das benach­bar­te Sie­ger­land gefah­ren. Und da ein Pferd nicht so schnell ist wie z. B. ein LKW, brauch­te der Fuhr­mann mit sei­nem Kar­ren mehr als einen Tag um sei­ne Ware von hier ins Sie­ger­land zu brin­gen. Da auf die­sem Weg hier haupt­säch­lich Holz­koh­le gehan­delt und trans­por­tiert wur­de, wird die­se Stra­ße bis heu­te „Ber­le­bur­ger Koh­len­stra­ße“ genannt.

Durch den Bau der Eisen­bahn wur­de das Sie­ger­land in der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­dert zuse­hends nach Wes­ten mit dem Köl­ner Raum und nach Nor­den mit Hagen und dem Ruhr­ge­biet ver­bun­den. Dadurch ver­lor die Koh­len­stra­ße rapi­de an Bedeu­tung. Denn nun rech­ne­te sich für die Sie­ger­län­der Hüt­ten der Import von Koks aus dem Ruhr­ge­biet, der der Witt­gen­stei­ner Holz­koh­le schnell den Rang ablief.
(Foto: Manu­el Zeiler)

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