Sta­ti­on 10: Eisen­zeit­li­che Siedlung

Auf der Flä­che vor Ihnen stand vor über 2500 Jah­ren ein ein­zel­nes Gehöft. Fun­de von Kera­mik­scher­ben haben dar­auf schlie­ßen las­sen, dass die ehe­ma­li­gen Bewoh­ner dau­er­haf­te Sied­ler waren. Art und Ver­zie­rung der Kera­mik ermög­lich­ten ihre zeit­li­che Ein­ord­nung: Die­se Sied­ler hat­ten sich im ent­le­ge­nen Witt­gen­stein ab der frü­hen Eisen­zeit nie­der­ge­las­sen. Ver­gleich­ba­re Fund­or­te, dar­un­ter sol­che im nahe­ge­le­ge­nen Raum­land und Chris­ti­ans­eck, wur­den, anders als die­ser hier, auch archäo­lo­gisch erforscht. So darf man davon aus­ge­hen, dass auch die­ses Gehöft, gebaut aus Holz und Lehm, in etwa so aus­sah wie die Rekon­struk­tio­nen auf den Fotos.

Aber war­um sie­del­ten Men­schen vor so lan­ger Zeit gera­de hier, wo wir heu­te nur auf Wie­sen und Fel­der schau­en? Mit Hang­la­ge gen Osten war das Grund­stück der Son­ne zuge­wandt und lag gleich­zei­tig wind­ge­schützt. Zudem sie­del­te die Fami­lie hier in unmit­tel­ba­rer Nähe zu einer klei­nen Quel­le. Man nutz­te also natur­räum­li­che Vor­tei­le. Die knapp über 50 bekann­ten eisen­zeit­li­chen Sied­lun­gen im Witt­gen­stei­ner Land waren alle wie hier ein­zel­ne Höfe oder klei­ne Wei­ler. Dorf­ähn­li­che Anla­gen gab es zur Eisen­zeit nicht. Aber die­se Sied­lungs­dich­te ist den­noch bemer­kens­wert: Witt­gen­stein wur­de zur Eisen­zeit vom blo­ßen Durch­zugs­ge­biet zur Siedlungslandschaft.

Aller­dings soll­te die­se Gegend, die in der Eisen­zeit eben ver­gleichs­wei­se stark besie­delt wor­den war, dann ab der Zei­ten­wen­de doch wie­der völ­lig ent­völ­kert wer­den. Für etwa 800 Jah­re rück­te Witt­gen­stein wie­der an die Peri­phe­rie und die Natur erober­te sich das Land zurück. Erst im Mit­tel­al­ter erschlos­sen Neu­an­kömm­lin­ge das Eder­tal wie­der neu, lie­ßen sich lang­fris­tig nie­der und grün­de­ten vie­le der noch heu­te bekann­ten und bewohn­ten Dör­fer Wittgensteins.

Im archäo­lo­gi­schen Frei­licht­mu­se­um Titz, Kreis Düren, ist ein eisen­zeit­li­ches Gehöft nach­ge­baut, wie es auch hier gestan­den haben könn­te. Typisch sind klei­ne Gebäu­de aus Holz und Lehm.
(Foto: Udo Geilenbrügge)
Die­ses unge­wöhn­li­che Gebäu­de ist ein Spei­cher, wie er häu­fig an eisen­zeit­li­chen Sied­lun­gen nach­ge­wie­sen wur­de. Die erhöh­te Posi­ti­on des Spei­chers
schütz­te das Spei­cher­gut vor Boden­näs­se und Unge­zie­fer.
(Foto: Udo Geilenbrügge)

Für Kin­der

Hier ste­hen wir, wo vor über 2500 Jah­ren ein Bau­ern­hof exis­tier­te. Damals war der per­fek­te Stand­ort für einen Bau­ern­hof wich­tig, denn fast alles wur­de zu Fuß beschafft. Dar­um haben die Men­schen in der Eisen­zeit sehr dar­auf geach­tet, dass alles Wich­ti­ge in Reich­wei­te war. So lag der Bau­ern­hof hier nahe am Bach und inmit­ten sei­ner Nutzflächen.

Doch war­um lag der Hof am Hang und nicht hier oben am Weg? Die eisen­zeit­li­chen Bau­ern waren näm­lich schlau: West­win­de sind hier üblich und kön­nen sehr unan­ge­nehm sein. Wenn aber der Bau­ern­hof nicht auf der Kup­pe, son­dern abwärts am nach Osten aus­ge­rich­te­ten Hang lag, war er davor geschützt.

Das Foto zeigt oben in drei Ansich­ten eine eisen­zeit­li­che Pflug­schar. Die­se bestand aus Eisen und wur­de auf das Hake­nen­de der Pflü­ge auf­ge­steckt, wie unten dar­ge­stellt. Die­se Pflü­ge erlaub­ten erst­mals effek­ti­ven Acker­bau auch in den Mit­tel­ge­birgs­la­gen.
(Foto: Her­mann Men­ne; Gra­fik: Manu­el Zeiler)

About Author

nerodesign