Station 6: Steinzeitlicher Fund
Wie Sie auf Ihrer bisherigen Wanderung bemerkt haben, ist das Wittgensteiner Land eine reizvolle Landschaft. Während der Steinzeit sah die Lage für die ersten Bauern jedoch etwas anders aus: Lange und vor allem harte Winter, hohe Niederschläge und niedrige Temperaturen sowie eine geringe Bodengüte erschwerten ein Leben, das vom Ackerbau abhängig war. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die ersten Bauern in Mitteleuropa einen großen Bogen um das heutige Wittgensteiner Land machten.
Umso überraschender ist es, dass es trotz dieser schwierigen Voraussetzungen Spuren prähistorischer Aktivität in Wittgenstein gibt: 1986 wurde unweit dieser Stelle eine Beilklinge aus Stein gefunden. Durch Ähnlichkeiten mit Beilen aus dem Ende der Jungsteinzeit (3. und 4. Jahrtausend v. Chr.) wird sie als entsprechend alt eingestuft. Solche Werkzeuge aus Stein wurden schon seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. gefertigt: Ein Stein wurde in Form gehauen, anschließend glattgeschliffen und oft wie hier in einen hölzernen Schaft eingelassen, der als Griff diente. Interessanterweise ist dieses Steinbeil aus einer Art Tuffstein, der hier in der Region selbst nicht zu finden ist. Das wiederum bedeutet, dass zumindest das Material aus einer anderen Region stammen muss. Aber auf welchem Wege kam es hierher? Auch weitere Steinartefakte, die hier gefunden wurden, Steinsplitter, die beim Herstellen von Steinwerkzeug als Abfall zurückbleiben, waren aus ortsfremdem Material: Kieselschiefer in dem Fall.
Wie also kamen sie hierher? Es gibt nicht genügend Hinweise auf ausgeprägten Ackerbau in der Jungsteinzeit, weder hier noch in der näheren Umgebung. Wahrscheinlicher ist, dass hier vor über 6000 Jahren nicht sesshafte Bauern durchzogen, die ihre Herden zur saisonalen Waldweide in die Region führten. Möglich ist auch, dass in der Jungsteinzeit hier Menschen als Jäger und Sammler lebten, die diese schöne Klinge mit Bauern in den weiter entfernten Gebieten getauscht hatten.
Für Kinder
Es ist sicherlich schwer zu glauben, dass schon vor über 6000 Jahren Menschen genau an dieser Stelle gewesen sind. 6000 Jahre ist eine ganz schön lange Zeit: Stellt Euch vor, Ihr würdet mit einem Schritt rückwärts ein Jahr in die Vergangenheit gehen. Jeder weitere Schritt, den Ihr geht, bringt Euch ein weiteres Jahr in die Zeit der damaligen Menschen. Gehen wir davon aus, dass man rückwärts vielleicht in drei Schritten einen Meter durchmisst. Dann müsstet Ihr etwa 2 km lang rückwärts gehen, um Schritt für Schritt in einer Zeit vor 6000 Jahren anzukommen!
Hier an diesem Ort wurde ein Werkzeug aus Stein gefunden, das so alt ist. Die Menschen haben damals fast alle ihre Waffen und Werkzeuge aus Stein gefertigt. Deswegen wird dieses Zeitalter Steinzeit genannt. Da das Land und das Wetter hier in Wittgenstein keine guten Voraussetzungen zum dauerhaften Leben boten, sind die Menschen nur durchgezogen und haben es mit ihrem Weidevieh nur kurze Zeit besucht. Steinbeile wie dieses hier sind die allerersten Hinweise darauf, dass sich hier in Wittgenstein Menschen aufgehalten haben.