Station 13: Variszische Gebirgsbildung
Vor Ihnen befindet sich eine deutliche Geländekante, ein Sprung in der Oberfläche von acht bis zu zehn Metern Höhe auf einer Länge von über 500 Metern. Es handelt sich bei dieser Abbruchkante um Tongestein, das einst Meeresboden war. Denn vor ca. 400 Millionen Jahren befand sich an dieser Stelle ein Schelfmeer, so die Bezeichnung für ein Meer, das sich über den Rand eines Kontinents erstreckt. Es herrschten teilweise tropische Temperaturen. In Wattengebieten, Lagunen, Korallenriffen und Meeresbecken tummelte sich zahlreiches Leben – wie Fossilfunde belegen.
Der Boden dieses Meeres wurde dann vor ca. 320 bis 300 Millionen Jahren, als zwei gewaltige Kontinentalplatten aufeinanderstießen, zu einem gewaltigen Gebirge emporgehoben und verformt, im Fachjargon die sogenannte „Variszische Gebirgsbildung“. Man geht davon aus, dass dieses Gebirge mehrere tausend Meter hoch war. Überreste dieses Gebirges sind Rumpf- und Mittelgebirge in ganz Europa. Im heutigen Deutschland reichen sie von der Eifel bis zum Erzgebirge. Aber wenn auch inzwischen die Größe des einstigen Gebirges nach reiner Legende klingen mag, die enormen Kräfte, die bei der Auffaltung des Gebirges auf den einstigen Meeresboden einwirkten, lassen sich am Gestein vor Ihnen ablesen. Es wurde zu einer schiefrigen Struktur gepresst, aufgerichtet und gebrochen.
Hier ist dieser Tonschiefer zwischen 160 und 240 Metern dick. Nachdem das Gestein zu einem Gebirge gefaltet worden war, wurde es in Millionen von Jahren wieder abgetragen. Die Abbruchkante vor der Sie stehen, entstand durch spätere geologische Verwerfungen.
Für Kinder
Heute kennst Du vermutlich die Kontinente Europa und Afrika. Die sogenannten Kontinentalplatten, auf denen beide liegen, sind vor ziemlich langer Zeit, nämlich vor 25 Millionen Jahren zusammengekracht und haben die Alpen entstehen und sich aufrichten lassen. Aber noch vor viel, viel längerer Zeit, nämlich vor über 300 Millionen Jahren sind hier zwei Kontinentalplatten zusammengestoßen, die uns heute weniger vertraut sind. Sie klingen eher wie aus einem Märchenbuch: Laurussia und Gondwana.
Während dieses Gebiet hier seinerzeit unter der Meeresoberfläche lag, wurde durch den Aufeinanderprall von Laurussia und Gondwana, zweier Riesenkontinente, dieser Meeresboden aufgebrochen und ein ebenso riesiges Gebirge aufgeschoben. So als habe ein gigantischer Bulldozer Hand angelegt. Deswegen diese Risse und Schichten im Schieferstein.
Dass sich das Gebirge auftürmte ist allerdings schon sehr lange her. Millionen Jahre später hatten Wind und Wetter es schon wieder abgetragen. Heute scheint es nahezu verschwunden. Der letzte Hinweis auf beide Extreme, das einstige Meer und das einstige Gebirge, ist dieses Tongestein mit seinen Spalten und Rissen.